Textatelier
BLOG vom: 03.05.2022

Sie war einst die grösste Tanne Westeuropas

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

 

Nachruf auf eine Rekordhalterin.

Die „Große Tanne“ von Schopfheim-Gersbach war ein imponierender Baum, der von vielen Wanderern bewundert wurde. Leider musste sie vor 30 Jahren gefällt werden. Die Schäden am Stamm und der Krone waren zu groß und wurden zur Gefahr für die Besucher. Was blieb vom Baum übrig? Gerd Sutter war es, der einige Teilnehmer zu den Überresten der Weißtanne und zur ausgestellten Baumscheibe am Glasmuseum Gersbach führte.

 


Der mächtige Stamm der Großen Tanne
 

Die Tanne war 51 m hoch
Die fast 400 Jahre alte „Große Tanne“ galt damals mit einer Höhe von 51 m, einen Stockumfang von 8 Metern und einer Gesamtmasse von 40 Festmetern als die mächtigste Weißtanne von ganz Westeuropa. Fünf Erwachsene mussten sich an die Hand reichen, um einen Kreis um die Tanne herum zu bilden. Leider musste die Tanne 1992 aufgrund starken Hallimaschbefalls und Stammfäule gefällt werden. Die Krone war durch Luftschadstoffe geschädigt und war seit Oktober 1991 völlig abgestorben. Auch waren Sicherheitsgründe ausschlaggebend. Wie Gerd Sutter bemerkte, wurden trotz einer Absperrung diese von Neugierigen überwunden, um ganz nahe an den Baum zu gelangen. Die Gefahr von eventuell herabfallenden Ästen wurde völlig ignoriert. Die Tanne stand übrigens nahe dem „Scherwuhr“ und einer ehemaligen Glashütte.

Holzdach auf der EXPO 2000
Die Gersbacher Tannen sind weltweit gefragt. So wurden für das größte freitragende Holzdach der Welt auf dem Gelände der Weltausstellung in Hannover 2000 insgesamt 70 Gersbacher Weißtannen mit mindestens 27 cm Durchmesser im Bereich am Ende des Stammes gefällt. Heute wird das astfreie Holz der Weißtannen in Containern nach Japan verschifft. Dort werden buddhistische Totentafeln gefertigt und am jährlichen Totengedenktag auf die Gräber gestellt.

 


Christian Wirth (links) und Gerd Sutter (rechts)
 

Exkursion zur Grossen Tanne
Gerd Sutter von Gersbach hat sich dankenswerter Weise bereit erklärt, den ehemaligen Gymnasiallehrer Christian Wirth und mich zu den Überresten der „Großen Tanne“ zu führen. Was wir sahen war der mächtige lange Stamm, der mit Moos bewachsen war. An mehreren Stellen wuchsen kleine Tannen und Fichten heraus. Auf der Rückseite sahen wir die von einem Baumchirurgen vor der Fällung schon angebrachte Streben zur Stabilisierung des Baumes.

Nach der Exkursion zeigte Gerd Sutter die in der Nähe des Eingangs zum Glasmuseum befindliche Schautafel mit dem imposanten Tannenring der „Großen Tanne“. Rolf Strohm setzte sich damals für einen würdigen Platz ein. Mitglieder der Privat-Betriebsgemeinschaft und des Fördervereins Gerisbac sägten und schliffen den Tannenring zur jetzigen Form. Christan Walter hat 2013 nach Drängen von Rolf Strohm die Standortsuche im Ortschaftsrat angestoßen. Es ist eine attraktive Gestaltung der Scheibe mit Infos aus dem Leben der Tanne, der Verwendung des Holzes und Daten zur Geschichte von Gersbach.

 


Neues Leben - Bäumchen am Stamm
 

Faszination alter Bäume
Passend zum „Internationalen Tag des Waldes“ (21. März) und zum „Internationalen Tag des Baumes“ (25. April) noch einige Bemerkungen zur gesundheitlichen Wirkung des Waldes. Wir alle genießen die frische, staubarme Luft im Wald. Die Ruhe im Wald und die ätherischen Düfte sind gut für unsere Gesundheit. Ein Waldspaziergang hebt die Stimmung, baut Stress ab und stärkt das Immunsystem. Wichtig ist, dass unsere Wälder gehegt und gepflegt werden. Auch speichert der Wald Wasser.

Die Baumveteranen in unseren Wäldern wirken imposant, erhaben und manchmal geheimnisvoll. Sie sind Zeugen vergangener Jahrhunderte. Die Bäume beeindrucken durch ihr hohes Alter und durch ihre Stammdicke. Diese Bäume haben Kriege, Stürme, Blitze und Seuchen überstanden. Im Naturpark Südschwarzwald, besonders im Gersbacher Wald, gibt es zum Glück noch mehrere starke Tannen, die hunderte Jahre auf dem Buckel haben. Bemerkenswert ist die „neue große Tanne“ mit einer Höhe von 53 Metern am Dietenschwander Kopf. Beachtenswert ist auch die „Hohle Eiche“ in Gersbach, die völlig hohl, aber vital ist. Gerd Sutter erwähnte, dass an der Eiche mehrmals Feuer gelegt wurde. Heute sieht man im Inneren der Eiche, am Stamm und Ästen Brandspuren. Es gibt leider Unvernünftige, die keine Achtung vor Baumriesen haben. Sie sind das Gewaltigste, was die Natur hervorgebracht hat.

Anmerkung: Eine Version erschien im Regioteil der „Badischen Zeitung“ am 25. April 2022.

 

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